„Design schafft Prozesse, noch bevor eine Struktur sichtbar wird.“

Kevin Perlinger arbeitet schon seit Langem mit dem Unsichtbaren. Als User Experience Designer beginnt seine Arbeit dort, wo die Ideen für ein von Menschen bedientes Produkt entstehen: an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Design schafft Prozesse, noch bevor eine Struktur sichtbar wird. „Gutes Design beginnt an einem Punkt, an dem ich noch nicht einmal darüber nachdenke, wie etwas später aussehen oder funktionieren wird.“

Eine ästhetisch ansprechende und taktile Lösung

Auf die abstrakte Konzeptphase folgt die visuelle Gestaltung. Der Inhalt wird auf die grafische Benutzeroberfläche übertragen, in der die digitale Interaktion stattfindet. Bei der Excellence Line ist dies das große Touchscreen-Display mit seinem revolutionären CircleSlider. Eine ästhetisch ansprechende und taktile Lösung, die sich perfekt für eine Vielzahl von Anwendungen eignet. Der Benutzer kann intuitiv navigieren, scrollen, antippen und wischen und dabei zwischen einer App- oder Listenansicht wählen. Zudem experimentiert das Designteam von V-ZUG schon seit Langem mit visuellen Elementen und hat dabei ein ikonisches Design für ein Benutzererlebnis geschaffen, das positive Emotionen weckt. „Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie viele Kilogramm Lebensmittel wir besorgt und fotografiert haben, nur um die besten Hintergrundbilder zu bekommen“, sagt Kevin Perlinger lachend.

Die kleinsten Dinge machen am meisten Spaß

Er studierte zunächst Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Pforzheim und absolvierte anschließend seinen Master in Interaction Design in Zürich. Ihm gefällt dabei insbesondere die Mischung aus Design, Psychologie, Forschung und Programmierung – das Programmieren hat er sich vorher selbst beigebracht. „Ich bin immer auf der Suche nach Dingen, die mich inspirieren und bei denen ich meine kreative Energie einbringen kann.“ Müßiggangist nicht sein Ding. Deshalb gehört Sport wie Laufen oder Rennradfahren fest zu seinem Tagesablauf. Zudem nutzt er bei sich zu Hause mehrere selbstgebaute Robotikgeräte: In seiner Wohnung in Zürich-Seebach, in der er mit seiner Freundin zusammenlebt, gibt es automatische Türöffner und eine Pflanzenbewässerungsanlage. „Die kleinsten Dinge machen am meisten Spaß“, sagt der Mann mit den vielseitigen Interessen lachend.

Kevin Perlingers persönliche Leidenschaft gilt auch der Technik: Temperatur, Menge und Feuchtigkeit. Und im Moment steht in seinem Schrank etwas mit einem Verdampfer und einer Heizung – er fermentiert gern Lebensmittel. Vor einigen Jahren vermisste er in der Schweiz den Geschmack von wirklich gutem, dunklem, rustikalem Sauerteigbrot. Es begann mit Sauerteig, aber zurzeit fermentiert er am liebsten Tempeh und Miso. Ein Pilzstrang, der ein ähnliches Aroma wie ein Korb voller tropischer Früchte entwickelte, weckte sein Interesse. Das Faszinierende am Fermentieren ist, dass dabei etwas Einzigartiges entsteht, das man weder bestellen noch kaufen kann. Dadurch öffnet sich eine völlig neue kulinarische Welt zum Sehen, Riechen und Genießen.

Die Leidenschaft für V-ZUG Geräte entfachen

Der 32-Jährige gehört seit drei Jahren zum V-ZUG Designteam. Sein Ziel für das Schnittstellen-Design der Excellence Line lautet, bei den Benutzern Leidenschaft und angenehme Gefühle zu wecken, wenn sie ein V-ZUG Gerät sehen, berühren und benutzen. Nutzererfahrungen sind jedoch immer subjektiv. Wie lassen sich also subjektive Gefühle objektivieren? Genau hier setzt Kevin Perlinger den Designprozess an – aber nicht mit Produkten, sondern mit abstrakten Personas: Gemeinsam mit einem interdisziplinären Team wurden anhand von Marktforschungsdaten und Studien fiktive Menschentypen erstellt, die eine große Zielgruppe repräsentieren. Vier Personas waren für die Excellence Line wichtig: Frédéric, Irene, Barbara und Susanne. Dieses fiktive Quartett diente als Ankerpunkt, und für sie wurde unsere neueste Gerätelinie entwickelt. „Je mehr ich diese Personas verinnerliche, desto mehr trete ich als Designer zurück und nehme die Haltung der jeweiligen Persona an“, sagt der Designer lachend. 

Selbsterklärend, logisch, wiedererkennbar

Anfangs hingen die Plakate von Frédéric, Irene, Barbara und Susanne im Designbüro sowie in einigen anderen Abteilungen. Alle Disziplinen konzentrieren sich auf die Personas. Aus diesen Bereichen kommen ständig Daten zusammen, die sich mit jedem Entwicklungsschritt und in jeder Stufe des Entwicklungsfortschritts immer wieder ändern. Dann muss sich der Designer Gedanken darüber machen, wie er dies für den Benutzer umsetzen und vermitteln kann. Sein Anspruch: „Das Design sollte mir immer von sich aus sagen, wie es funktioniert. Ein gutes Produkt ist selbsterklärend, einfach, logisch und wiedererkennbar und braucht keine Bedienungsanleitung.“ An dieser Stelle macht sich der gebürtige Deutsche Gedanken über die Informationsarchitektur. Wie positioniere und kategorisiere ich die Anwendungen? Wie ermögliche ich eine einfache und intuitive Navigation? Wie kann ich Frédéric, Irene, Barbara und Susanne ein inspirierendes Nutzererlebnis bieten? Die Lösungen für die Inhaltsmodelle müssen stets mit allen internen Schnittstellen abgesprochen werden. „Im Rahmen meiner Funktion bei V-ZUG bewege ich mich im Spannungsfeld zwischen Design, Software und Robotik. Und das macht mir richtig Spaß.“