Im Gespräch mit Adrian Ineichen

Adrian Ineichen ist seit Juni 2020 Leiter des Geschäftsbereichs Finanzen (CFO) und Mitglied der Geschäftsleitung. Er ist auch Leiter des Segments Immobilien.

„Ich sehe die Finanzen als einen Dienstleistungsbereich, der dem gesamten Unternehmen Support bietet. Das heißt, ich sehe mich in der Verantwortung, den Führungskräften transparente Informationen für Entscheidungen zur Verfügung zu stellen, auf Entscheidungen in Bezug auf die betriebswirtschaftliche Relevanz einzuwirken, aber auch Entscheidungen rückwirkend zu analysieren, um aus etwaigen Fehlern lernen zu können.“

Herr Ineichen, Sie arbeiten seit Dezember 2005 bei V-ZUG. Was war der schönste Moment, den Sie bisher erleben durften?

Davon gibt es natürlich viele. Ein sehr schöner Moment war für mich zum Beispiel die Eröffnung des V-ZUG Studios Shanghai im November 2014. Auf diesen Tag blicke ich gerne zurück. Ein weiterer, unter anderem auch emotionaler Moment ist noch gar nicht so lange her: Das war der Börsengang im Juni 2020 – ein äußerst bedeutender und zukunftsweisender Tag für die V-ZUG Gruppe.

Der Börsengang ist sehr positiv verlaufen, das ist unter anderem auch Ihr Verdienst. Wie möchten Sie als Chief Financial Officer weiter zum Erfolg von V-ZUG beitragen?

Ich sehe die Finanzen als ein Dienstleistungsbereich, der dem gesamten Unternehmen Support bietet. Das heißt, ich sehe mich in der Verantwortung, den Führungskräften transparente Informationen für Entscheidungen zur Verfügung zu stellen, auf Entscheidungen in Bezug auf die betriebswirtschaftliche Relevanz einzuwirken, aber auch Entscheidungen rückwirkend zu analysieren, um aus etwaigen Fehlern lernen zu können. So müssen wir immer wieder neu bewerten: Gehen unsere Entscheidungen und Maßnahmen in die richtige Richtung? Viele sehen den Geschäftsbereich Finanzen nur als einen Zahlenwälzer. Er ist aber viel mehr als das, denn letztlich endet jede einzelne Entscheidung in unserer Bilanz. Und dort zeigt sich dann unausweichlich, ob wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben.

Sie sprechen sehr passioniert von Ihrer Arbeit. Waren Zahlen schon immer Ihre Leidenschaft?

Ja, das kann man tatsächlich so sagen. Die Begeisterung für Zahlen hat sich bei mir bereits als Kind entwickelt. Mein Patenonkel war Finanzchef in einem größeren Unternehmen. Ich fand das faszinierend und fing an, mich mit Zahlen zu beschäftigen. Als Kind erstellte ich für alles Mögliche Ranglisten und Statistiken. Mit 13 Jahren war ich Interviewgast in einer Radiosendung zum Thema Taschengeld. Für mich war klar, dass ich meine Ausbildung im Bereich Finanzen absolvieren werde. Dass mir dann auch die Berufspraxis so zugesagt hat und auch heute immer noch große Freude bereitet, sehe ich als ein großes Geschenk.

Wie würde Ihr bester Freund Sie beschreiben?

Zuverlässig, aufrichtig und bodenständig. Ich finde, es ist sehr wichtig, dass wir jeden Tag lachen können – ganz gleich, ob zu Hause oder auf Arbeit: Es ist wunderschön, mit anderen zu lachen.

Der Börsengang im Juni 2020 war ein großer Moment – hat er Sie auch zum Lächeln gebracht? 

Ja, absolut! An diesem Tag waren wir an der Schweizer Börse in Zürich bei der Eröffnung des Handels dabei. Als der Aktienkurs auf der Anzeigetafel aufleuchtete, war das ein ganz besonderer und denkwürdiger Moment.

Wo sehen Sie jetzt und in der Zukunft Herausforderungen für unser Unternehmen? 

Unsere größten Herausforderungen sind auch unsere größten Chancen. Wir stehen in Konkurrenz zu viel größeren Unternehmen, die ganz andere Ressourcen zur Verfügung haben. Unsere geringe Größe ist jedoch auch unser Vorteil: Wir sind schlanker und unkomplizierter und können daher schneller reagieren. Um langfristig erfolgreich zu bleiben, ist es für uns unter anderem wichtig, den Umsatzanteil in unseren internationalen Märkten zu erhöhen.

Auf welche Herausforderungen konzentrieren Sie sich im Moment am meisten? 

Ich konzentriere mich derzeit auf die Ergebnisse und die Cashflow-Entwicklung unseres Unternehmens. Die stotternde Weltwirtschaft im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie war ein Faktor, der große Schwierigkeiten für die Versorgungsketten und erheblich höhere Einkaufskosten verursachte. V-ZUG ist nicht unbeschadet davongekommen. Wir kämpfen seit einigen Monaten darum, unsere Lieferqualität wieder auf das Niveau zu bringen, das unsere Kundinnen und Kunden gewohnt sind. Um unsere Lieferfähigkeit zu verbessern, haben wir unsere Lagerbestände, insbesondere bei Komponenten, Halbfabrikaten und Handelsware, deutlich aufgestockt, was einer Vorinvestition gleichkommt und eine negative Vorwirkung auf den Cashflow hat. Auch die deutlich höheren Einkaufskosten beeinflussen unmittelbar unser Ergebnis. In der Regel dauert es etwa neun bis zwölf Monate, bis sich die Verkaufspreiserhöhungen vollständig auswirken. Die derzeitige Lage ist für uns alle sehr schwierig: Es gibt ständig Unwägbarkeiten, und wir müssen mehr denn je ausgesprochen flexibel sein. Ich bin davon überzeugt, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen und die richtigen Maßnahmen eingeleitet und umgesetzt haben. Daher kann ich trotz der gegenwärtigen Herausforderungen mit Vertrauen in die Zukunft blicken. 

Welche Tendenz sehen Sie mittel- bis langfristig für V-ZUG? 

V-ZUG wird auch in zehn Jahren noch ein Juwel sein: Marktführer in der Schweiz mit einem relevanten Anteil am internationalen Umsatz. Die neuen Produktionsprozesse sind eingeführt, die Belegschaft wird gehalten oder sogar erweitert. Für mich ist es bei meiner Arbeit die größte Motivation, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowohl heute als auch in Zukunft sichere Arbeitsplätze in einem Unternehmen mit einem klaren Fokus auf die Nachhaltigkeit bieten zu können.

„Unsere größten Herausforderungen sind auch unsere größten Chancen. Wir stehen in Konkurrenz zu viel größeren Unternehmen, die ganz andere Ressourcen zur Verfügung haben. Unsere geringe Größe ist jedoch auch unser Vorteil: Wir sind schlanker und unkomplizierter und können daher schneller reagieren.“

Über Adrian Ineichen 

Adrian Ineichen ist eidg. dipl. Experte in Rechnungslegung und Controlling und verfügt über einen eidg. Fachausweis in Finanz- und Rechnungswesen der KV Business School Zürich. Adrian Ineichen ist seit 2015 Leiter des Geschäftsbereichs Finanzen (CFO) und Mitglied der Geschäftsleitung. Seit Juni 2020 leitet er auch das Segment Immobilien. Seine V-ZUG Karriere startete bereits 2005 als Abteilungsleiter Finanz- und Rechnungswesen. Von 2014 bis 2015 war er zudem als Head of Finance & Controlling bei der V-ZUG (Shanghai) Domestic Appliance Co Ltd in Shanghai tätig. Bevor er zu V-ZUG stieß, war Adrian Ineichen in verschiedenen Positionen als Controller bei Panalpina, in Basel und Hongkong tätig. Davor hatte er verschiedene Management- und Controller-Positionen bei Collano Adhesive in Sempach inne.