Im Gespräch mit Sandra Forster

Sandra Forster ist seit Dezember 2020 Chief Human Resources Officer (CHRO) und Mitglied der Geschäftsleitung.

„Heutzutage müssen Themen wie Unternehmenskultur, Change Management, Führung und Nachhaltigkeit bei allen Geschäftsaspekten berücksichtigt werden. Diverse Studien haben belegt, welchen positiven Einfluss derartige Initiativen auf das Geschäftsergebnis haben können.“

Frau Forster, Sie sind seit Ende 2020 als Chief Human Resources Officer (CHRO) für V-ZUG tätig. Was macht Ihnen in dieser neuen Funktion am meisten Freude?

 Die V-ZUG AG ist ein Traditionsunternehmen mit einer starken Marke – für mich eine wesentliche Grundlage, die großes Potenzial verspricht. Ich freue mich sehr, Teil dieses Teams zu sein und eine Zukunft mit aufzubauen, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin gern arbeiten und gemeinsam zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Was mich besonders motiviert, ist etwas, das wir alle gemeinsam haben: Wir schaffen Produkte und Dienstleistungen, die sowohl für uns als auch für unsere Kundinnen und Kunden einen ganz konkreten Sinn ergeben, und wir haben eine große Leidenschaft dafür, diesen Sinn mit großartigem Design und hervorragender Leistung zu verbinden.

Seit Ihrem Eintritt hat auch HR einen Sitz in der Geschäftsleitung. Welche Chancen und Herausforderungen haben sich dadurch für unser Unternehmen eröffnet? 

Heutzutage müssen Themen wie Unternehmenskultur, Change Management, Führung und Nachhaltigkeit bei allen Geschäftsaspekten berücksichtigt werden. Diverse Studien haben belegt, welchen positiven Einfluss derartige Initiativen auf das Geschäftsergebnis haben können. Mit der dadurch gewonnenen Expertise und der „People & Culture“-Perspektive kann die Geschäftsleitung strategische Entscheidungen differenzierter und mit einem integrierten Blick auf das Unternehmen und die normativen Rahmenbedingungen treffen. Eine ständige Herausforderung besteht darin, den direkten und indirekten Nutzen greifbar zu machen, z. B. durch entsprechende Schlüsselindikatoren oder Umfragen.

Wofür stehen Sie persönlich und in Ihrer Funktion als Mitglied der Geschäftsleitung ein? Mit anderen Worten: Welche Werte sind Ihnen wichtig? 

Teamwork, Fairness und Authentizität liegen mir besonders am Herzen und sind meines Erachtens wesentliche Faktoren für eine solide Vertrauenskultur. Ich achte darauf, meinen Gesprächspartnern situationsunabhängig mit Respekt und Interesse zu begegnen. Mit der Übernahme dieser Aufgabe geht ein verantwortungsvolles Handeln einher. Dazu gehört für mich auch, Feedback von anderen einzuholen, daraus zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Wie würden Ihre besten Freunde Sie beschreiben? 

Als nahbar, engagiert und empathisch. Als jemand, der ausgesprochen gern mit anderen zusammenarbeitet, um ein Ziel zu erreichen. Als eine Frau, die die Themen, die in ihrer Verantwortung liegen, mit viel Engagement und Entschlossenheit vorantreibt. Und die mit zunehmender Erfahrung gelernt hat, den eigenen Schwächen mit Humor zu begegnen und sich eher auf ihre Stärken zu konzentrieren.

Als Chief Human Resources Officer vertreten Sie auch einen wichtigen Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden eines von vier Zielbildern in der Wesentlichkeitsmatrix. Welche Bestrebungen fallen hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung in das Zielbild der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? 

Essenziell ist für mich in diesem Zusammenhang die Frage, wie wir lebenslanges Lernen in einer sich ständig verändernden Welt unterstützen können. Wie gelingt uns die optimale Gestaltung eines Arbeitsumfelds, das Neugier sowie fachliche und persönliche Entwicklung durch das Erlernen neuer Kompetenzen und unterschiedlicher Perspektiven fördert? Hierfür müssen wir entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, um die transformationale Führung und individuelle Entwicklung optimal zu fördern, sodass wir gegenseitig von der existierenden Diversität im Unternehmen profitieren können.

„Teamwork, Fairness und Authentizität liegen mir besonders am Herzen und sind meines Erachtens wesentliche Faktoren für eine solide Vertrauenskultur.“

Ist unser Unternehmen fit für die Zukunft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Wir sind gut unterwegs. In der Frage, wo sich für uns welche Möglichkeiten durch die zunehmende Digitalisierung eröffnen werden, sehe ich in Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl neue Möglichkeiten als auch Herausforderungen. Einerseits müssen wir Führungskräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diese Reise mitnehmen, andererseits birgt unsere tägliche Arbeit noch eine Reihe anderer Herausforderungen. Dies bringt das Risiko mit sich, dem Aspekt der „Zukunftsfähigkeit“ des Unternehmens in einem frühen Stadium nicht genügend Aufmerksamkeit zu widmen. Um dies zu verhindern, haben wir ein professionelles HR-Business-Partner-Team aufgestellt, um mit Entwicklungen Schritt zu halten und auf aktuelle und künftige Bedürfnisse der Branche einzugehen. Allgemein bergen für mich die Interdisziplinarität und innovative Ansätze wie SAFe, eine agile Arbeitsweise, großes Potenzial.

Und wie steht es um neue Talente? Sind wir als Schweizer Industriebetrieb für die Berufsgeneration von heute und morgen attraktiv? 

Die demografische Entwicklung der letzten Jahre ist eindeutig. Wir werden in Zukunft weniger jüngere Arbeitskräfte und dafür zunehmend ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt antreffen. Konkret bedeutet dies für uns: Wir müssen uns noch mehr darauf konzentrieren, Know-how-Trägern im Unternehmen langfristig attraktive Arbeitsplätze zu bieten. Parallel gilt es, ein weiteres Ziel im Auge zu behalten: Das Schaffen einer Umgebung, in der wir Lehrlinge ausbilden oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterbilden und gleichzeitig die wertvolle Erfahrung langjähriger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig für das Unternehmen bewahren.

Mit 22,2 % ist der Frauenanteil in der V-ZUG überschaubar. Auf Kaderstufe ist der Frauenanteil gewachsen, mit 20 % jedoch auch auf der Managementstufe noch klar untervertreten. Welche Bestrebungen sind geplant, um hier einen nachhaltigen Zuwachs der Frauen zu gewährleisten? 

Für mich steht an erster Stelle, eine Kultur zu schaffen, in der sich Frauen, Männer, ältere und jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kulturen und Nationen entfalten und wohlfühlen können. Wir müssen als Arbeitgeber für alle attraktiv sein und eine kompetenzbasierte Talentförderung sowie Nachfolgeplanung gewährleisten. Wir können jedoch nicht außer Acht lassen, dass das Interesse der Arbeitnehmerinnen in unserer Branche, die eher von technischen Berufen geprägt ist, nach wie vor geringer ist. Als Unternehmen mit einem starken Markenauftritt können wir dazu beizutragen, Vorurteile zu mindern, in dem wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen gesellschaftliche Bilder auflösen und Stereotypen aufbrechen.

V-ZUG zählt sehr viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man könnte sagen, dass „blaues Blut“ durch ihre Adern fließt – für Sie eine nachhaltige Erfolgsgeschichte? 

Es gibt nichts Schöneres, als zu sehen, dass die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter ihrer Arbeit und dem stehen, was das Unternehmen produziert oder an Dienstleistungen erbringt. Das symbolisiert eine starke Identifikation, und ich denke, dass dies ein wichtiger Treiber für unseren zukünftigen Erfolg ist. Ich freue mich darauf, meinen Beitrag zu leisten, diese Tradition aufrechtzuhalten – sei es hier in der Schweiz oder auf den internationalen Märkten. Die zunehmende Internationalität bereichert gleichzeitig unsere DNA – unsere Wurzeln in der Schweiz. Wenn es dieses Zusammenspiel aus Substanz bewahren und für Neues offen zu sein gelingt, dann eröffnet sich für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine erfolgversprechende Zukunft.

„Für mich steht an erster Stelle, eine Kultur zu schaffen, in der sich Frauen, Männer, ältere und jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kulturen und Nationen entfalten und wohl fühlen können.“

Über Sandra Forster 

Sandra Forster hat Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Zürich studiert und hält einen Executive MBA der Universität St. Gallen (HSG) und einen Master of Advanced Studies in HR Management. Zudem absolvierte sie Weiterbildungen im Bereich Coaching, Intervision und Value Creation. Seit Dezember 2020 ist sie Chief Resources Officer bei der V-ZUG AG. Sie bringt langjährige Erfahrung in verschiedenen leitenden HR-Funktionen und als Mitglied der Geschäftsleitung mit. So war sie unter anderem jeweils sechs Jahre für Hilti Schweiz und für die Rail Gourmet Holding AG als Head of Human Resources tätig.