Beginnen wir mit der Idee "Closing the Circle" - ein zentrales Konzept in der Nachhaltigkeitsvision von V-ZUG. Was bedeutet sie und wie beeinflusst sie sowohl die langfristige Strategie des Unternehmens als auch die täglichen Entscheidungen?
Marcel Niederberger (MN): Die Nachhaltigkeitsvision von V-ZUG ist von zwei zentralen Herausforderungen geprägt. Der erste ist die Energieeffizienz: Wir sind ein Haushaltsgerätehersteller, und unsere Produkte werden jahrelang Strom verbrauchen. Der zweite Punkt ist die Materialintensität: Die Ressourcen sind knapp, und dennoch sind wir in hohem Masse auf Materialien wie Kunststoffe, Metalle und Elektronik angewiesen. Deshalb sind wir vor einigen Jahren von einem linearen zu einem kreislauforientierten Wirtschaftsmodell übergegangen, und "Closing the Circle" wurde zu unserer Leitvision. Es bedeutet einen anderen Umgang mit Ressourcen. Heute verwenden wir hauptsächlich neue Materialien, um ein Gerät herzustellen, das zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahre lang benutzt wird und dann dem Recycling zugeführt wird. Dies führt häufig zu Downcycling, einem Prozess, der Werte vernichtet. Die Kreislaufwirtschaft geht einen anderen Weg: Statt zu schreddern, haben wir damit begonnen, die Geräte in spezifische Materialströme zu zerlegen, so dass viel mehr von ihrem Wert erhalten bleibt. Langfristig macht uns das in unserer Lieferkette widerstandsfähiger und weniger abhängig.
Recycling und Upcycling werden in der Branche immer häufiger eingesetzt. In welcher Hinsicht geht der Ansatz von V-ZUG weiter?
MN: Wir sagen oft, dass wir in einer Kreislaufwirtschaft leben - und an manchen Orten, wie in der Schweiz, ist das sicherlich richtig. Hier werden nahezu 100 % der Haushaltsgeräte am Ende ihrer Lebensdauer recycelt. Betrachtet man jedoch die globale Situation, so stellt sich die Lage ganz anders dar. In Asien beispielsweise liegt die Recyclingquote für Haushaltsgeräte bei nur 12 %, in Europa dagegen bei fast 50 %. Recycling ist also ein guter Ausgangspunkt, aber wir glauben, dass die Kreislaufwirtschaft noch weiter gehen kann, weil sie die Ressourcen so lange wie möglich und mit dem höchstmöglichen Wert im Kreislauf hält. Wir haben eine Kreislaufstrategie bis 2040 entwickelt, die auf den "R-Strategien" basiert: Minimierung des Ressourcenverbrauchs, Recycling von Abfällen und Förderung der Aufarbeitung, Reparatur und Wiederverwendung von Produkten und Teilen. An der Spitze der Hierarchie steht die Reparatur. Die Idee ist, dass ein Produkt, das kaputt geht, zuerst repariert werden sollte. Wenn das nicht möglich ist und die Ware in unser Lager zurückkommt, würden wir eine Aufarbeitung und einen Weiterverkauf prüfen. Wenn eine Aufarbeitung nicht in Frage kommt, wird das Gerät demontiert und - im Idealfall - werden einige seiner Teile wiederverwendet. Einen Schritt weiter geht das Recyceln, das Schliessen des Materialkreislaufs durch Rückgabe von Komponenten an unsere Lieferanten. Und schliesslich gibt es neben dem Recycling auch die Wiederverwendung - darüber sprechen wir jetzt. Natürlich stehen wir noch ganz am Anfang. Der Weg ist lang, aber wir sind fest entschlossen und haben bereits die ersten Schritte unternommen.