Alberto Bertoz im Gespräch

Die neue Excellence Line wird schrittweise in den internationalen Märkten eingeführt. Welche Reaktionen erwarten Sie?
Mit der Einführung werden wir in den kommenden Monaten viel zu tun haben. Sie beginnt im Juni in Europa und endet im Februar 2022 in China. Wir freuen uns darauf, neben der Excellence Line auch die Supreme Line zu präsentieren: Mit diesen beiden Designlinien positionieren wir uns im Einklang mit unserem Ziel, uns als anspruchsvollste Marke der Branche zu etablieren, im oberen Premiumsegment.
Was bedeutet die Einführung für die Kundschaft?
Mit diesen neuen Geräten können wir unserer Stimme an den Märkten mehr Gewicht verleihen. Unseren Kundinnen und Kunden eröffnet das neue Produktsegment gleich mehrere Vorteile. Der innovative, aussergewöhnliche CircleSlider, der mit anpassbaren Einstellungen ein individuelles Bedienerlebnis schafft, wird die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bei den Farben wird es eindrucksvolle Alternativen zum schwarzen Spiegelglas geben, und durch die Harmonisierung der Blendenhöhe sind zukünftig perfekte Kombinationen möglich.
Was gefällt Ihnen an den neuen Steamern und Backöfen am besten?
Mich begeistert vor allem die Bedienung! Das Design bietet eine hohe Flexibilität, da sich das gesamte Betriebssystem personalisieren lässt. Man kann genau wie bei einem Smartphone direkt über die Startansicht Rezepte auswählen und Favoriten speichern. Die V-ZUG App ist die perfekte digitale Ergänzung zum individuellen Bedienerlebnis.
Inwiefern trägt die neue Werbekampagne zum Ausbau der internationalen Tätigkeit bei?
Die neue Kampagne ist wunderschön. Für die internationalen Märkte verfolgen wir allerdings einen etwas individuelleren Ansatz ohne TV-Kampagnen. Die Resultate der neuen Kampagne werden es uns jedoch mit fantastischen Bildern und Videos erleichtern, Partner, Designer und Influencer zu erreichen. Darüber hinaus belegt die Kampagne auch das Wachstum unseres Unternehmens, unsere stärkere Ausrichtung auf die Kundenperspektive und die richtungsweisende Weiterentwicklung unserer Marke.
Wo sehen Sie Herausforderungen für das Unternehmen und das internationale Geschäft?
Eine unserer grössten Herausforderungen besteht darin, gut auf Chancen und Probleme reagieren zu können. Unsere Firmenkultur hat ihre Ursprünge im Schweizer Markt. Anfangs haben wir versucht, im Ausland dieselben Produkte mit demselben Geschäftsmodell zu verkaufen. Erst nachdem wir das Modell optimiert und die Marke neu positioniert hatten, bewegten wir uns in die richtige Richtung. Inzwischen sind wir aus meiner Sicht in der Lage, Lücken schneller zu schliessen: Wir müssen uns weiter verbessern, eher lösungs- anstatt prozessorientiert vorgehen und uns auf die Erfüllung von Kundenerwartungen konzentrieren.
Wie möchten Sie zum Erfolg von V-ZUG beitragen?
Unser langfristiges Ziel lautet, international ebenso stark zu wachsen wie in der Schweiz. So können wir zur Verwässerung unserer Fixkosten beitragen und damit wiederum unseren Binnenmarkt unterstützen. Ich bin überzeugt, dass wir die besonders schwierige Anfangsphase hinter uns gebracht haben und dass dieses Wachstum anhalten wird. Es ist uns gelungen, hervorragende Kräfte einzustellen und eine gute Projekt-Pipeline aufzubauen. Durch das internationale Wachstum gewinnen wir hoffentlich wertvolle Erkenntnisse hinzu, die wir auch für den Schweizer Markt nutzen können. Auf die eine oder andere Weise wurde auch die aktuelle Kampagne durch viele internationale Erfahrungen beeinflusst.
Was ist Ihre Vision und wo sehen Sie V-ZUG in der Zukunft?
Ich wünsche mir, dass wir weiterhin daran arbeiten, unseren Bekanntheitsgrad zu steigern und Lücken zu schliessen, damit wir ganz selbstverständlich weltweit zur Marke der Wahl von Designern werden: Weil wir eine echte Schweizer Marke sind, ausgezeichnete Produkte haben, persönlich und individuell auf unsere Partner und Kunden eingehen und weil uns die Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Wir erfüllen alle Voraussetzungen, um uns von der breiten Masse abzuheben und selbst die anspruchsvollsten Kunden, die gutes Geld für hervorragende Produkte ausgeben möchten, von unserer Marke zu überzeugen.
Würden Sie sich als Visionär bezeichnen?
Dieses Wort ist eine Nummer zu gross für mich! Der Grund für meinen Wechsel zu V-ZUG war, dass ich in der Marke ein Potenzial sah, das weit über das hinausging, was das Unternehmen zu dieser Zeit leistete. Ich hatte genaue Vorstellungen von hochwertigen Ausstellungsräumen und einer Marke, die das Zeug dazu hat, das obere Premiumsegment an den internationalen Märkten zu erobern. Hinzu kam das grosse Glück, dass ich Menschen fand, die meine Vision teilten und bereit waren, sich einzubringen, denn nur mit einem starken Team lässt sich eine Vision in die Tat umsetzen. Ich würde eher sagen: Ich bin gelernter Ingenieur, und meine Leidenschaft ist das Marketing.
Wie würde Ihr bester Freund Sie beschreiben?
Wahrscheinlich würde ihm spontan das Wort «verrückt» einfallen ... Manchmal mache ich ungewöhnliche Vorschläge, mit denen sich nicht jeder anfreunden oder identifizieren kann. Ich bin der Typ, dem völlig unerwartete Ideen kommen. Und ein bisschen extravagant bin ich auch. Die meisten werden jedoch auch sagen, dass ich sehr fair bin und anderen Menschen mit Wertschätzung begegne. Ich bin in einem kleinen Dorf in Norditalien aufgewachsen, in dem nur Dialekt gesprochen wird. In dieser Umgebung spielte Diversität keine grosse Rolle. Zum Glück lebte ich jedoch später in verschiedenen Teilen der Welt, traf dort die unterschiedlichsten Menschen und lernte vielfältige Kulturen kennen. Gewissermassen bin ich im Herzen immer mit meinem Dorf verwurzelt geblieben, habe aber gelernt, global zu denken.
Der Blick in die Zukunft prägt unser tägliches Handeln. Aber schauen wir einmal zurück: Was war der beste Moment in Ihrer Karriere bei V-ZUG, an den Sie sich stets erinnern werden?
Die Eröffnung des V-ZUG Studio Schanghai im November 2014. Ich hatte die Verantwortung für den Markt erst wenige Monate zuvor übernommen. Da stand das V-ZUG Studio bereits kurz vor seiner Fertigstellung. Wir lagen gut in der Zeit, als uns Herr Buhofer im Oktober einen Besuch abstattete. Er fand alles ganz okay, aber ich sah keine Begeisterung in seinen Augen. Vielleicht spürte er, dass ich auch nicht gerade euphorisch war. Also trommelte ich ein paar Architekten zusammen und fragte: «Können wir vielleicht noch etwas ändern? Unsere Marke wird einfach nicht gut genug dargestellt!» Ich stiess auf eine Architektin aus Argentinien, die offenbar noch verrückter war als ich. Sie meinte: «Entweder wir reissen alles ein und bauen es nochmal ganz anders auf oder ich bin raus!» Damit ging ich ein enormes Risiko ein: Drei Wochen lang nahmen wir Bleistift und Papier zur Hand, zeichneten neue Entwürfe und beauftragten drei Unternehmen, die rund um die Uhr schufteten. Viel geschlafen habe ich in dieser Phase nicht gerade! Erst drei Tage vor der Eröffnung wurde der Eingang gebaut und die Malerarbeiten waren sogar noch am Vortag im Gange. Aber wir schafften es! Es war ein tolles Gefühl und ein prägender «Can-do»-Moment für mich. Wie nach einem Marathonlauf: Dein Körper ist total ausgepowert, aber dein Geist ist voller Energie. Für mich war dieser Ausstellungsraum der erste, der unserer Marke gerecht wurde, und ich bin davon überzeugt, dass viele Dinge, die für V-ZUG heute als «normal» gelten, aus dieser gewagten Aktion entstanden sind.

Über Alberto Bertoz
Alberto Bertoz studierte Elektrotechnik in Turin und Betriebswirtschaft in Triest. Nachdem er sieben Jahre am Polytechnikum Turin gearbeitet hatte, war er weitere sieben Jahre für Marcegaglia Home Products tätig, wo er die Produkt- und Geschäftsentwicklung für die Haushaltsgerätesparte leitete. Im Jahr 2012 wechselte er zu V-ZUG und hatte seitdem verschiedene Funktionen in Asien inne. Dort baute er die Geschäftstätigkeit in Schanghai, Hongkong und Singapur auf, bevor er 2018 zum Direktor und Vorstandsmitglied ernannt wurde und die Leitung des Bereichs International Markets übernahm. Wenn er nicht gerade in der Welt unterwegs ist, lebt er in Immensee am Zugersee.